Research Interests:

  • Criminology:
    • Crime prevention politics, concepts and practice
    • Opportunity structures of crime
    • Social geography of crime
  • Urban sociology
    • Social control in cities
    • Social segregation
    • Territoriality and local identity
  • Sociology of norms, deviance and cultures of control
  • Design-led crime prevention: Crime Prevention Through Environmental Design (CPTED)
  • Social Theory

Was ist Kriminologie?

In Österreich wird Kriminologie als akademisches Fach auf juridischen Fakultäten gelehrt. Damit wird nahegelegt, dass die „Lehre von der Kriminalität“ eine Angelegenheit der Rechtswissenschaften sei, und folglich die Justiz damit zu befassen ist (Kunz 2008). Die Kriminologie ist zum einen eng verwandt mit der Strafrechtswissenschaft, obwohl sich diese mit den Voraussetzungen unter denen Strafe verhängt und vollstreckt werden darf befasst, während sich die Kriminologie mit der Kriminalitätswirklichkeit in der Gesellschaft beschäftigt. Zum zweiten ist die Kriminologie auch mit der Kriminalistik verwandt, die sich als Hilfswissenschaft der Strafverfolgung mit der fallbezogenen Aufdeckung von Straftaten befasst. Die Kriminologie ist dagegen eine Bezugswissenschaft, die Relationen zu besonderen Wissensgebieten herstellt: Kriminalsoziologie, Kriminalpsychologie, Kriminalbiologie, Kriminalgeographie, Kriminalpolitik und dergleichen. KriminologInnen sind somit thematisch relativ frei, sie können Ausflüge machen und so zu sagen in fremden Gewässern fischen, solange sie sich mit deviantem Verhalten befassen. Die kritische Distanz zum Kriminaljustizsystem mit seinen Institutionen der Legislative, Exekutive, Judikatur und den Einrichtungen im Strafvollzug eröffnet dabei neue Perspektiven auf das Phänomen Kriminalität, und insbesondere auf den gesellschaftlichen Umgang mit deviantem Verhalten.

Kriminologische Diskurse sind oftmals auf einzelne Themen beschränkt und konzentrieren sich auf bestimmte Kriminalitätsformen: Drogenkriminalität, Gewaltkriminalität, Wirtschaftskriminalität, Eigentumsdelikte. Dabei kommen bestimmte thematische Interessen zum Einsatz. Beispielsweise verfolgen viele KriminologInnen, die ihre akademische Heimat vor allem in der Soziologie haben, ein eher liberales Paradigma, sie interessieren sich für Kriminalität im Hinblick auf soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit in der Gesellschaft, was jedoch gleichzeitig den kritischen Blick auf gesellschaftspolitische Tatsachen schärft. KriminalpsychologInnen befassen sich mit einer Systematisierung von Persönlichkeitsmerkmalen von Tätern und erstellen Täterprofile. Die forensische Psychiatrie interessiert sich für die Schuldfähigkeit und die Einschätzung der Gefährlichkeit von Straftätern sowie deren Behandlung. Während sich also Psychologie und Psychiatrie in erster Linie mit dem Verhalten von Tätern (und Opfern) auseinander setzen, geht es der Soziologie um Kriminalität als gesellschaftliches Phänomen, und dabei werden Entwicklungen gerne in historischen Vergleichen betrachtet: Wie haben sich Häufigkeiten von Gewalt, Diebstahl, Einbruch, Drogenhandel entwickelt? Welche neuen Formen der Kriminalität sind in den Vordergrund getreten (Cybercrime, Stalking, organisierte Kriminalität)? Haben sich Sanktionen verändert (Vergeltung, Strafe, Mediation und außergerichtliche Verfahren)? Welche Herausforderungen sind dadurch für justizielle Institutionen entstanden, und wie gehen diese damit um?

Der amerikanische Kriminologe Edwin Sutherland (1883-1950) hat es bereits in den 1930er Jahren auf den Punkt gebracht: Die Kriminologie versucht drei Fragen zu klären: Wie werden Gesetze gemacht? Wie werden Gesetze gebrochen? Und welche Konsequenzen hat eine Gesetzesverletzung für den Täter aber auch für die Gesellschaft? Der Beschäftigung mit diesen Fragen wurden andere hinzugefügt, die sich mit Kontroll- und Ordnungspolitiken befassen, dabei über ausschließlich juristische Tatsachen hinausgehen, und allgemeine Ordnungskonstruktionen und Abweichungen von gesellschaftlichen Normen behandeln. Diese und andere Fragen beschäftigen mich als Kriminalsoziologen.